Das Team der Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen Anhalt spricht im Facebook Live-Stream mit der EU-Abgeordneten Anna Cavazzini, die sich für die GRÜNEN/EFA für ein starkes Lieferkettengesetz auf europäischer Ebene eingesetzt hat und mit Dr. Gisela Burkhard (FEMNET) über die derzeitige Lage von Frauen* in der Fast-Fashion Industrie, über die Dimension der Geschlechtergerechtigkeit im Entwurf des EU-Lieferkettengesetzes und die Auswirkungen, die sowohl das deutsche als auch das europäische Lieferkettengesetz auf die Arbeitnehmerinnen der globalen Fast-Fashion Industrie haben könnte.
Geschlechterungerechtigkeit in der Fast-Fashion Industrie und das (Europäische) Lieferkettengesetz
Die Textilindustrie wurde in vielen asiatischen Billiglohnländern wie Bangladesch, Thailand, Vietnam und Myanmar durch die Corona-Pandemie stark getroffen. Viele Näherinnen wurden im Frühjahr entlassen oder beurlaubt, bevor sie dann im Sommer wieder zurück in die beengten, kaum belüfteten Verhältnisse der Produktionsstätten kamen.
Hier nähten sie für die großen europäischen und amerikanischen Modeketten an Fast Fashion Mode, um dann im Herbst aufgrund von massenhaften Auftragsstornierungen erneut ohne Löhne freigestellt zu werden.
Frauen sind dabei in der globalen Wertschöpfungskette nicht nur diejenigen, die oft im informellen bzw. Niedriglohnsektor arbeiten, sondern sie sind auch weiteren vielfachen Risiken und Diskriminierungen aufgrund ihres Geschlechts ausgesetzt.
Schon vor Corona war die Produktion von Fast Fashion geprägt von dramatischer Ausbeutung der Arbeiter*innen, ihrer permanenten Gesundheitsgefährdung und drastischer Umweltverschmutzung. Nicht zuletzt deshalb gab es immer wieder Versuche, die sozialen und ökologischen Standards über Gesetzesänderungen anzuheben. Auf europäischer Ebene hat der Rechtsausschuss des Parlaments am 27.01.2021 für ein europäisches Lieferkettengesetz gestimmt, dass Unternehmen unter Sanktions- und Haftungsdrohung dazu verpflichtet, Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörungen entlang ihrer gesamten Wertschöpfungskette zu vermeiden.
Dieser Beitrag der Heinrich-Böll-Stiftung S.A. zur Fashion Revolution Week Halle 2021 findet im Rahmen des Verbundprojekts „Wirtschaften mit Zukunft. Demokratisch, ökologisch, sozial“ statt.